Südkaspischer Korridor: ein Ausbreitungsweg der Neanderthaler und moderner Menschen

Kultureller und biologischer Kontakt der Homininen während MIS 4-2 an der paläarktischen und saharo-arabischen Kreuzung: Nordrand des iranischen Plateaus

Die Vielfalt der jungpleistozänen Homininen und die Anpassung an die neuen Umgebungen Südwestasiens sind grundlegende Themen der Paläoanthropologie. Südwestasien war im späten Pleistozän erneut einer Infiltration durch Migration von Neandertalern ausgesetzt, die nach Norden zogen, und von Homo sapiens, der aus Afrika kam. Aufgrund seiner geographischen Lage im Südwesten Asiens, liegt das Iranische Plateau genau in der Mitte dieser bedeutenden Kreuzung. Darüber hinaus spielten die Nähe und die Verflechtung zweier verschiedener biogeographische Bereiche, der paläarktischen und der saharo-arabischen Zonen im iranischen Plateau möglicherweise eine wichtige Rolle im biokulturellen Austausch und der Entwicklung unserer Abstammungslinie. Das vorgeschlagene Projekt konzentriert sich auf Sorheh Abri der südliche Piemont des Alborz-Gebirges, das sich am Schnittpunkt zweier verschiedener Ökosysteme befindet. Diese besonderen Bedingungen lassen es möglich erscheinen, dass diese Region während der langen Periode von MIS 4-3 bis MIS 2 wiederholt von verschiedenen Homininen bevölkert wurde, die aus dem Norden und Westen kamen, nämlich Neandertaler aus dem südlichen Kaspischen Korridor und dem Zagros-Gebirge, und Homo sapiens von Süden aus dem Inneren des iranischen Mittellandes.
Die Voruntersuchungen in Sorheh weisen auf neuartige Verhaltens- und Siedlungssysteme der Homininen hin, die als Initiales Jungpaläolithikum (IUP) in der Levante, Osteuropa und Sibirien bekannt sind. Die Analyse seiner materiellen Kultur würde unter Anwendung der aktuellsten und neusten wissenschaftlichen Proxys erfolgen. Neben lithischen technotypologischen, mikromorphologischen und faunistischen Analysen, kommen erstmals sedaDNA, ZooMS und stabile Isotopen zum Einsatz. Das Sammeln von Proben zur absoluten Datierung einschließlich OSL- und 14C-Daten ist eine wichtige Grundlage für diese Forschung, denn Sorheh lieferte die erste chronologische Abfolge des IUP im iranischen Plateau. Darüber hinaus plant das Projekt stratifizierte lithische Sammlungen neu zu bewerten, die potentiell IUP-Materialien enthalten, einschließlich Warwasi- und Bawa Yawan-Abris in den Zagros-Bergen der paläarktischen Zone und Mirak-Freigelände im iranischen Zentralplateau der saharo-arabischen Zone.
Eine Kombination dieser Methoden wird zum ersten Mal ein physiogeographisches, chronostratigraphisches und anthropogenes Bild der IUP im iranischen Plateau erstellen. Angesichts dessen kann diese Forschung bei der Entschlüsselung der IUP-Homininen sowohl physisch als auch verhaltensmäßig helfen.

 

Ansprechpartnerin:

Dr. Elham Ghasidian